Eine Velomobilreise von Rüsselsheim (bei Mainz) nach Biebertal (bei Giessen) Oktober 2000 Joachim Fuchs, Karlsruhe, jo-fuchs@gmx.de
Von Karlsruhe nach Rüsselsheim nahm ich mein Velomobil auf stählerne Räder und fuhr mit dem Zug, denn Urlaub war knapp. In Darmstadt auf dem Bahnhof war eine große Werbetafel mit einer Frage zu sehen, die ich nur mit "weiß ich auch nicht" beantworten konnte. Jetzt wollt Ihr natürlich die zugehörige Frage wissen. Dazu müßt Ihr schon auf das Bild klicken! So funktioniert das nämlich; die kleinen Bilder sind nur Vorschau. Im nächsten Morgen hatten wir gute Vorsätze. Punkt acht Uhr stand Gerd auf der Matte, der mit seiner Leitra schon eine Stunde unterwegs war. Nördlich des Mains ging es über den Taunus, mit viel reizvoller Natur. Das Wetter spielte mit, obwohl es am Vortag wie aus Kübeln gegossen hatte. Jürgen steuerte uns mit schlafwandlerischer Sicherheit, die jede Navigation mit Satelliten völlig überflüssig machte! Der Strecke durch den Taunus begann mit sanften Hügeln... ... durch Wälder ... ... durch Felder ... ... und auch die Berge blieben nicht aus. Von denen habe ich kein Bild, denn ich mußte ganz gut treten, um mich vor Gerd nicht völlig zu blamieren. Ich hatte fast den Eindruck, daß er umso schneller wurde, je steiler der Berg war! Ja, und nach so vielen Bergen hatten wir natürlich Hunger. Wir navigierten zu einem Café, wo meine Companions gleich zwei Kuchen bestellten. Da konnte ich mich doch nicht lumpen lassen! Also mußten auch zwei Kuchen her. Der erste mit Apfel ging ja noch halbwegs runter, aber die Marzipantorte danach war dann doch ein Problem! Riesenstücke waren das! Die erste Frage: wie viele Steigungen kommen noch? Bald ists geschafft: Hier fließt der Lahnkanal durch einen Tunnel. Eine technische Besonderheit für die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. In den kurzen Pausen hielt ich nach Äpfeln Ausschau, die von den Bäumen am Straßenrand heruntergefallen waren. Bei Langsamfahrt die Verkleidung aufgeschoben (siehe www.eolo.de), ein gut gewachsenes Exemplar angepeilt, zugelangt und gleich wieder Gas gegeben. Gerd wäre trotzdem fast in mich reingerauscht, weil er meine Absicht nicht erahnt hatte. Der Apfel hat gut getan. Wahrscheinlich waren da Enzyme drin, die das Marzipan aufgelöst haben... Schließlich sind wir an unserem Zielort Biebertal angekommen und werden von Reinhold und Margitta herzlich begrüßt. Sie hatten zu diesem Velomobiltreffen eingeladen und uns rund zwanzig weitere Velomobilisten in einem ehemaligen Forsthaus untergebracht, das jetzt als Jugendzentrum umgebaut war. Am Morgen war´s richtig kalt, und viel Tau war auf den Scheiben. Bei dieser Gelegenheit möchte ich vielleicht einmal kurz die Velomobil-Typen vom Namen her vorstellen, wie sie hier vertreten waren. Im Bild unten sieht man ganz links eine Leitra, dann zwei Cab-bikes, wieder eine Leitra, dann zwei Quests in gelb und Blau, ein Carbon-Alleweder, nochmal ein Quest, ein Cab-bike und Aeolos, das Velomobil des Autors (ganz rechts). Go-one´s waren zu dem Treffen nicht gekommen. Jürgen´s Leitra nimmt ein erstes Sonnenbad. Das Solarmodul auf der "Kühlerhaube" (ein unpassende Umschreibung!) treibt einen Lüfter an, wird aber nur im Sommer benötigt. Gemeinsam gings nach Gießen, wo wir gerade vor dem Radhaus stehen. Es gab Sekt und Orangensaft, und die Bürgermeisterin saß in einem Cab-bike zur Probe. Jetzt kommen furchtbar viele weitere Velomobil-Bilder. Eine Neuerscheinung ist das "Quest", das von Ymte Sijbrandij und Allert Jacobs gebaut wird. Es ist oben offen, daß heißt der Kopf schaut aus der Verkleidung heraus. Und, wie sollte es auch anders sein: superschnell, und Ymte´s Tacho zeigte von der Herfahrt von den Niederlanden ein Maximum von 101 km/h. Und so sieht das Quest von vorne aus (links ist ein Carbon-Alleweder, der jetzt "Limit" heißt) Eine andere Neuigkeit, zumindest für mich, war das Alleweder-Tandem. Hier ist gerade Reinhold (der Erbauer) mit Ulla Eick unterwegs. Mensch Reinhold: hast Du schon Bestellungen für Hochzeiten? Also: sollte ich Heiraten... Reinhold und Margitta hatten auch für Programm gesorgt: hier sind wir gerade bei dem kunststoffverarbeitenden Unternehmen, das die Schale des Cab-bike baut. Ein Stilleben mit Cab-bike Rückspiegeln... ... und angeregte Diskussionen, hier zum Thema Alleweder-Tandem. Auch Frank aus Erbach war gekommen, allerdings mit kräftiger Unterstützung zahlreicher Elektronen, die aus dem "Tank" seines Twike flossen. A propos Elektroantrieb: Horst Scherer stellte sein elektrounterstütztes Liegerad vor, daß einen elektrisch kommutierten Scheibenläufer im Vorderrad integriert hatte. Die Unterstützungsleistung war wirklich enorm, und er fuhr uns allen davon. Allerdings mußte er auch immer wieder ans Ladegerät, um das mit den Elektronen wieder in Ordnung zu bringen. ;-) In Reinholds Werkstatt standen zwei neue Cab-bikes. Eine wunderschöne Werkstatt mitten im Grünen! Wieder oben am Forsthaus an unserer Unterkunft finden sich auch Neugierige für das Twike, das von der Konzeption allerdings recht weit von den Velomobilen entfernt ist, da der Tretantrieb nur etwa 10% am Gesamtantrieb (Elektromotor) hat. Hier stellen sich drei Velomobile dem Fotographen: vorne eine Leitra, dann der Aeolos Prototyp und hinten ein Cab-bike. Aeolos ist im Unterschied zu den anderen Konstruktionen ein Einspurer, also ein Zweirad. Beim Café wurde über die Zukunft diskutiert. Warum gibt es nur so wenige Velomobile (geschätzt: unter 500)? Wie können die Hersteller durch gemeinsame Einkünfte sparsamer wirtschaften? Wie kann man das Gefühl, in einem Velomobil zu fahren, vermitteln? Für die Außenstehenden ist es ein kurioses Fahrzeug. Die Velomobilfahrer wollen jedoch mit dem Fahrrad einfach nur bequem und trocken ankommen, und dabei noch Spaß am Fahren haben. Immer wieder wurde festgestellt, daß ein besserer Informationsfluß vonnöten ist. Nach vielen netten Stunden bei einem wunderbaren Essen (wirklich, Margitta!) gings langsam wieder auf die Heimreise. Ich hatte noch kurz vor der Abfahrt eine kontroverse Diskussion über verschiedene Bauformen von Dreirädern und werde an anderer Stelle auf diesen Seiten noch näher darauf eingehen. Um die Fahrt etwas kürzer zu gestalten, sind wir über die B3 im "Flachland" und nicht mehr über den Taunus gefahren. Hier gibts ein kleines Päuschen: Zwischendurch (genau: bei der Pause mit der obligatorischen, aber deutlich kleineren Marzipantorte) wurden wir Zeugen der Hessen-Rundfahrt. So anstrengend kann Fahrradfahren sein: Da ist mir der bequeme Sitz des Velomobils schon lieber. Die Rückfahrt ging auch wieder nach Rüsselsheim, wo wir noch bis zum Abend blieben. Joachim aus Heilbronn kam mit seinem aufgesattelten Cab-bike vorbei. Es wurde ein sehr spaßiger Abend! Die Arbeit am nächsten Tag ruft, und ich fahre wieder mit dem Zug nach Karlsruhe. Das Velomobil paßt zwar auch in die Hängevorrichtung, aber es ist wenig los und ich stelle es einfach neben das "klassische" Rad. Hier ist die Geschichte vorbei. Prima, daß Ihr euch bis hierhin durchgeklickt habt! Ich hoffe, das der Umgang mit Velomobilen (und was man mit ihnen machen kann) auch herausgekommen ist. Die nächste Velomobiltour kommt bestimmt! Wer fährt mit? Joachim Fuchs, jo-fuchs@gmx.de |